von ixsoft » Nov 1st, '12, 16:18
Hallo,
bevor hier zahlreiche Mißverständnisse auftreten bei der Interpretation des Newsletters, 2 wichtige Erklärungen:
1. Die Zusatzsoftware auf der Windows-Partition spielt preislich gesehen keine Rolle (0 Euro). Wir konnten und können bei einigen Herstellern baugleiche Geräte einmal mit und einmal ohne Windows kaufen (ob das in Zukunft noch geht, wird sich zeigen - ich befürchte, es wird deutlich schwieriger werden). Die Versionen mit Win7 HP sind immer etwa 50 Euro brutto teurer als die gleich ausgestatteten Geräte mit DOS oder Linux bzw. ohne was drauf (daher auch der Marktpreis für recycelte OEM-Lizenzen, der sich in diesem Rahmen bewegt). Das war bisher mehr oder weniger bei allen Herstellern so, die auch "freie Geräte" angeboten haben. D.h. dass angeblich Notebooks mit Win günstiger sind als gleichartige ohne Win, da durch Werbe-SW cofinanziert, ist nur ein Gerücht.
Meistens ist es einfach so, dass die produzierten Stückzahlen für einige Geräte ohne Win deutlich geringer sind und die Rabatte der großen Elektronikanbieter (die kaufen immer hunderte wenn nicht tausende Kisten gleichzeitig) nur für die Win-Geräte greifen können - ganz einfach, weil die Nachfrage nach Geräten ohne Win in der Breite nicht da ist. Kleine Anbieter betrifft das aber fast nie, d.h. hier ist der Einkaufspreis für baugleiche Geräte ohne Win normalerweise entsprechend günstiger, die Rabatte sind gleich.
Die beigelegte OEM-SW muss sogar in einigen Fällen mit ein paar Euro bezahlt werden, wenn z.B. ein Händler diese selbst dem Gerät beilegen will.
2. Natürlich kann man Secure Boot abschalten - zumindest auf den 2 Geräten, die ich hier habe. Aber Win8 startet dann auf diesen Geräten zunächst nicht mehr, Dualboot geht also erstmal nicht out-of-the-box - und das ist ja eigentlich, was viele Kunden nach unserer Erfahrung haben (Win zum Zocken, Linux zum Surfen bzw. Online-Banking).
Ich habe auch noch keine Idee, ob man Win8 auch ohne Secure Boot starten könnte - prinzipiell muss es ja möglich sein, da es ja Kauflizenzen gibt, die man auf "normalen" Mainboards ohne UEFI BIOS installieren können soll. Aber da es bei den OEM-Geräten keine Lizenz mehr gibt (die ist ja verschlüsselt im BIOS versteckt), kann ich vermutlich nicht einfach von einem "richtigen" Installationsdatenträger neu installieren, sondern nur das voraktivierte Recovery-Image verwenden.
Selbst wenn es gelänge, diese Geräte zum Dualboot zu bewegen, von Windows befreien könnte ich die Maschine nicht mehr, d.h. ich kann weder die Lizenz zurückgeben (die gibt es ja nicht mehr, d.h. der Aufkleber existiert de-facto nicht mehr wie in früheren Versionen) und auch nicht anderweitig - z.B. auf einem Zweit-PC - verwenden. Die Geräte haben dann quasi eine integrierte Windows-Steuer, die ich genausowenig loswerden kann wie die Mehrwertsteuer. Das kann ich meinen Kunden wohl kaum vermitteln, warum die Linux-Kiste jetzt teurer sein muss als die Windows-Kiste (oder zumindest nicht billiger sein kann):?:
Ich kann mich der Meinung nur anschließen, dass diese Aktion - da sie auch mehrere Hersteller betrifft - ein koordinierter Vorstoß ist, künftig die meisten Kaufgeräte mit Zwangswindows zu koppeln und die Nutzung bzw. den Weiterverkauf von Win-OEM-Lizenzen (ein großer Markt) unmöglich zu machen. Der Schritt zu "wir erlauben nur noch Secure Boot" bzw. versehentliches Weglassen der BIOS-Option ist nur noch ein ganz kleiner. Und wie wir aus dem Optimus-Debakel ja schon gelernt haben, gar nicht mal so unwahrscheinlich. Perspektivisch hilft dann nur noch ein "freies" BIOS, um überhaupt noch Linux starten zu dürfen... ich finde das absolut erschreckend und die Auswirkungen sind im Bewusstsein der meisten Anwender noch gar nicht angekommen. Das wird wohl ein paar Jahre dauern, dann wird das Geschrei aber erfahrungsgemäß umso größer werden.
(Zur Erklärung: Bei Aufkommen von Nvidia Optimus gab es zunächst auch die Möglichkeit bei einigen Geräten, zwischen Intel oder Nvidia fest im BIOS auszuwählen. Damit konnte man dann immerhin Linux wahlweise mit Intel oder Nvidia-Graphikkarte nutzen - nicht toll, aber besser als ein schwarzer Bildschirm. In einer späteren BIOS-Version ist diese Option dann plötzlich nicht mehr vorhanden gewesen und Linux-Nutzer hatten eine Zeit lang keine Möglichkeit, den Nvidia-Chip zur Graphikausgabe zu nutzen (obwohl er heiß lief und fleissig Strom verbraucht hat). Erst durch ein paar findige Entwickler aus dem Bumblebee-Projekt hat sich das Problem Mitte 2012 etwas relativiert - ist aber immer noch nicht 100% gelöst, da die Spezifikationen zu Nvidia Optimus IMHO nur Microsoft für die eigenen Treiber vorliegen und nicht an die Linux-Entwickler weitergeleitet wurden.)
Bernd